Rechtsruck oder Linksdrift?

In den deutschen Medien wird ja schon lange immer wieder von einem Rechtsruck berichtet. Und das ist nachvollziehbar, denn mit der AfD hat sich eine völlig neue, mittelgroße Partei rechts der CDU gebildet, die nochmal deutlich "konservativer" und "wirtschaftsliberaler" als diese eingestellt ist. Aber dann wird ein Großteil derer, die AfD wählen oder für deren Wähler großes Verständnis haben, sagen: "Nein, wir haben keinen Rechtsruck, sondern einen Linksdrift. Die CDU ist nicht mehr das, was sie mal war, und deshalb wurde die AfD gegründet". Und auch das ist nachvollziehbar, denn die CDU hat sich ja tatsächlich verändert. Plötzlich lässt sie Flüchtlinge ins Land, steigt aus der Atomkraft aus und möchte nun sogar eine CO2-Steuer einführen. Also was ist nun richtig? Rechtsruck oder Linksdrift?

Meine Meinung? Keins von beidem.

Was sich in großem Maße politisch verändert hat, sind nicht die Menschen, sondern die Welt um sie herum. Wir haben einfach plötzlich Probleme, die wir vorher nicht hatten: Migration (wer sie als Problem sehen will), immer größere Umweltausbeutung und -verschmutzung und einen Klimawandel, der die Existenz unserer Spezies und vieler anderer bedroht. Außerdem leben wir dank unserer Technologie in einer viel globalisierteren Welt. Bei Politik mag es zum Teil darum gehen, Geld nach oben oder nach unten umzuverteilen. Es geht bei Politik aber auch darum, mit Problemen der Gegenwart umzugehen. Und da gibt es eben die, die dafür sind, dass Deutschland bei diesen Problemen so viel globale Verantwortung wie möglich übernimmt, und es gibt die, die das nicht wollen, sondern die glauben, dass unsere nationalen Interessen dem entgegenstehen und wichtiger sind. Und ich glaube, dass es diese unterschiedlichen Einstellungen schon sehr lange gab, nur hatten sie nie so viel politische Relevanz, wie sie heute haben.